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Arbeit soll nicht in Zeit bemessen werden: Wie wir künftig Geld verdienen

40 Stunden im Büro sitzen ist für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Realität. Doch das wird sich in Zukunft ändern, sagt ein Forscher. Zwei Expertinnen erzählen zudem, warum multikulturelle Teams so erfolgreich sind.

Nela Pećić und Džana Schütter sind Expertinnen für multikulturelle Teams.
Nela Pećić und Džana Schütter sind Expertinnen für multikulturelle Teams.

Aus einem homogenen Brei sei noch nie etwas Kreatives entstanden, sagt Džana Schütter. Die 39-Jährige hat gemeinsam mit Nela Pećić die Plattform "Balkan Minds" gegründet. Das Ziel: Menschen mit Migrationsbiografie untereinander vernetzen, erfolgreiche Personen auszeichnen - und Firmen dabei helfen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit unterschiedlichster Muttersprache einzustellen. "Multikulturelle Teams sind erfolgreicher", sagt Schütter. Wegen der Globalisierung sind sogar kleine Unternehmen international tätig. Wenn Teams es schaffen, eine Herausforderung aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, haben sie einen klaren Vorteil. Wer mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Kulturen arbeite, entwickle zudem mehr Empathie und Sensibilität, sagt Pećić. Die Flexibilität im Denken nehme zu.

Pećić und Schütter sind zwei der Vortragenden, die am Mittwoch und Donnerstag bei der Messe "Art of Recruiting" im Salzburger Congress sprechen. An den zwei Tagen geht es um die Kunst, das richtige Personal für ein Unternehmen zu finden.

"Weiterempfehlungen sind wichtig"

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzustellen werde immer schwieriger, sagen Pećić und Schütter. Nicht nur deshalb sei es wichtig, auch Menschen mit Migrationsbiografie anzusprechen. Das beginne schon mit dem Stelleninserat, sagen die Expertinnen. Darin könnte etwa der Satz stehen: "In unserem Unternehmen werden folgende Sprachen gesprochen ..." "Das ist eine subtile Einladung, sich zu bewerben. Das Unternehmen wirkt weltoffen und vielfältig", sagt Schütter. Die meisten ethnischen Minderheiten in Österreich kämen zudem aus kollektivistischen Kulturen, ergänzt Pećić. "Weiterempfehlungen sind deshalb ganz wichtig." Personalbeauftragte könnten etwa überlegen, wer im Unternehmen bereits eine Migrationsbiografie hat - oder welche Webseiten, Influencer oder Zeitungen dafür geeignet sind.

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Drei Trends, wie sich Arbeit entwickelt

"Derzeit werden wir für Sitzfleisch bezahlt"

Zukunftsforscher Tristan Horx ist indes überzeugt, dass 40 Stunden Arbeit pro Woche nicht sinnvoll sind. "Derzeit werden wir für Sitzfleisch bezahlt - obwohl laut einer Studie nur zweieinhalb bis viereinhalb Stunden pro Arbeitstag wirklich produktiv sind." 80 Prozent der Produktivität würden in 20 Prozent der Arbeitszeit geleistet, sagt der 29-Jährige. Für ihn ist deshalb klar, dass Firmen künftig ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr nach Zeit bezahlen sollten. "Setzt andere Werte ein, mit denen die Leistung gemessen wird."

Horx ist klar, dass die Idee zu einem Generationenkonflikt führt. Denn die Chefs von heute sind 60 Stunden im Büro, während die Generationen von morgen weniger arbeiten wollen. "Dabei geht es nicht darum, dass wir gern chillen wollen", sagt Horx. Vielmehr sei es wichtig, einen Sinn in dem zu sehen, was man tut. "Unternehmen müssen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zudem einen Grund geben, um ins Büro zu kommen. Kontrolle funktioniert da nicht", sagt der Forscher. Laut einer Studie seien die Rückzugsorte in den Büros jene, die am meisten belegt sind. Fünf Tage pro Woche im Großraumbüro seien anstrengend, sagt Horx. "Da kann man nicht konzentriert arbeiten." Homeoffice sei deshalb notwendig, um jüngere Generationen im Unternehmen zu halten.

40 Prozent der jüngeren Kolleginnen und Kollegen würden dennoch innerhalb von zwei Jahren kündigen. "Es ist wichtig, das nicht als Kränkung zu sehen", sagt Horx. Denn viele würden nach einiger Zeit bemerken, dass das Gras doch nicht grüner auf der anderen Seite ist - und kämen besser gebildet, mit neuen Blickwinkeln und Wissen zurück ins Unternehmen. Wozu der ganze Spaß? "Die Generationen nach uns", sagt Horx, "sollen es einmal besser haben."

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KOMMENTARE (1)

Eva Schwaiger

Sicher sicher --- weiter träumen oder aufwachen................)))
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